„Wir beobachten BAYER rund um den Globus“

„Wir beobachten BAYER rund um den Globus“

Rote-Fahne“-Interview mit Axel Köhler-Schnura, Vorsitzender der „Coordination gegen BAYER-Gefahren“ (CBG)

Nach über 20-jährigen Protesten von 200 Umweltorganisationen aus 40 Ländern will der BAYER-Konzern bis Ende nächsten Jahres endlich alle Pestizide der höchsten Gefahrenklasse vom Markt nehmen; die Weltgesundheitsorganisation schätzt die Zahl der jährlichen Pestizidvergiftungen auf 3 bis 25 Millionen. An der Spitze des Protestes stand die Coordination gegen BAYER-Gefahren (Mitglieder wollen auch zum Umweltratschlag kommen).

Wer seid ihr?

Wir sind 1978 nach zwei großen Unglücksfällen in Wuppertal als lokale Bürgerinitiative entstanden. Seit 1983 arbeiten wir als internationales Selbsthilfenetzwerk. Seitdem heißen wir „Coordination gegen BAYER-Gefahren“ (CBG).

Worum geht es?

Bei BAYER gibt es viel, viel mehr Probleme als „nur“ die Unglücksgefahr, die wir in Wuppertal erlebten: Gefährliche Produkte, Umweltzerstörungen aller Art, chemische Waffen, politischen Machtmissbrauch, Gefährdung menschlicher Gesundheit bis hin zum Tod, Verletzungen von Menschenrechten, Kriegstreiberei, Faschismus – um nur einige Schlagwörter zu nennen. Bekannt ist beispielsweise, dass Hitler im Industrieclub Düsseldorf von den Konzernen an die Macht gehievt wurde. Was kaum bekannt ist: die Veranstaltung wurde von BAYER nach einem Geheimtreffen mit Hitler arrangiert. Wer ist der weltgrößte Pestizid-Produzent? BAYER. Die nach wie vor aktuelle US-amerikanische chemische Waffe VX stammt von BAYER. Wer weiß, dass an Aspirin mehr Menschen als an AIDS sterben?

Wie arbeitet ihr?

Wir haben gelernt, dass es der Profit ist, der BAYER treibt und der verantwortlich ist für all die Verbrechen zum Schaden von Mensch und Umwelt. Wir beobachten den Konzern mit rund 90.000 sach- und fachkundigen Partnerinnen und Partner rund um den Globus und rund um die Uhr und auf allen Gebieten. Wir haben viele Kontakte in die Werke und nehmen selbstverständlich an den Kämpfen der Beschäftigten teil. Wir haben Hunderte konkreter Forderungen und es läuft ständig eine Vielzahl von Kampagnen. Wir arbeiten solidarisch über alle weltanschaulichen Grenzen hinweg zusammen, schließen aber konsequent die Zusammenarbeit mit rassistischen/faschistischen Kräften aus. Alle im Netzwerk arbeitenden Gruppen und Personen sind selbstverantwortlich aktiv. Wir in Deutschland koordinieren und bündeln Proteste, da hier die Konzernzentrale sitzt.

Und BAYER?

Die Auseinandersetzung mit einem Konzern ist kein Zuckerschlecken. BAYER hat es mit politischer Diffamierung versucht, hat uns mit Prozessen überzogen, hat den Werk- und Staatsschutz eingeschaltet usw. Doch wir lassen uns nicht einschüchtern.

Habt ihr Erfolge?

Hinter den Erfolgen steht das Zusammenwirken zahlloser Menschen in aller Welt. Ein Beispiel: Ein Bewohner eines kleinen 300-Seelen-Dorfes in Australien fragte uns, ob der Bau eines BAYER-Pestizid-Werk in der Nähe gefährlich sei? Wir informierten über die Risiken der Produktion. Die Dorfbewohner begannen sich zu wehren, der Fall zog Kreise. Die BAYER-hörige Regierung verlor am Ende sogar eine australienweite Volksabstimmung, das bereits gefährliche Werk wurde nie gebaut.

Und eure Finanzen?

Unsere Existenz ist bedroht. Sozialabbau und sinkende Reallöhne bringen unsere Arbeit in Gefahr. Unser Netzwerk arbeitet bis auf eine hauptamtliche Person ehrenamtlich. Jeder Cent muss aus eigener Kraft aufgebracht werden. Soll es weiter gehen, brauchen wir neue Fördermitglieder, neue Spender/Innen, neue Abonnent/Innen für „Stichwort BAYER“.

Vielen Dank und viel Erfolg!

Fördermitgliedschaft ab 5 Euro mtl./Abo „Stichwort BAYER“ (vierteljährlich); 30 Euro jährlich; www.CBGnetwork.org/aks@CBGnetwork.org