„Wenn wir nachgeben, werden wir zu Sklaven“

Zum Streik der Ölarbeiter in Kasachstan

Seit über drei Monaten streiken die Ölarbeiter des chinesisch-kasachischen Konzerns Karazhanmunajgas in Aktau um höhere Löhne, für die Beendigung der Unterdrückung ihrer Gewerkschaften und ihrer Rechte sowie für die Wiedereinstellung der Entlassenen. 400 Kollegen sind inzwischen wegen des Streiks entlassen worden.

Es streiken auch die Öl-Arbeiter der Tochterfirma Ozhenmunajgas in Zhenaozen. Die Öl-Produktion des Riesenkonzerns ist um 6 Prozent zurückgefallen. Obwohl Streik und Versammlungen verboten sind, versammeln sich die Öl-Arbeiter täglich in der Stadt und halten Kundgebungen ab. Der Großteil der Bevölkerung steht hinter ihnen. „Sie haben Recht“, hört man oft; das unterstreichen selbst die Kleinhändler, die seit Monaten immer weniger Waren verkaufen können, weil die Familien kein Geld mehr haben.  
Der verhaftete Gewerkschaftsführer Akzhanat Aminov (siehe „Rote Fahne“ 30/11) wurde freigelassen, darf aber praktisch das Haus bzw. seine Arbeitsstelle nicht verlassen. Die verhaftete Rechtsanwältin der Öl-Arbeiter, Natalja Sokolowa, wurde Anfang August zu sechs Jahren (!) Gefängnis wegen „Entfachens sozialer Feindschaft“ verhaftet. Sie war eine Sprecherin der Öl-Arbeiter. Das Terrorurteil hat die Empörung der Öl-Arbeiter noch gesteigert und ihren Kampfwillen verstärkt. „Wenn wir nachgeben, werden wir zu Sklaven“, sagen sie.

Mord und Morddrohungen
Die Regierung und der Konzern setzen auf Einschüchterung mit brutalsten Methoden: täglich werden Listen mit neuen Entlassenen ausgehängt. Inzwischen wird zu Mord und Morddrohungen gegen Streikende und ihre Angehörigen gegriffen. Am 3. August wurde der Öl-Arbeiter Zhaksylik Turbajew ermordet. Er hatte sich mit den Streikenden solidarisch erklärt und die Absetzung eines firmen- und regierungshörigen Gewerkschaftsvorsitzenden unterstützt. Ebenfalls ermordet wurde die 18-jährige Tochter  des Vorsitzenden des Gewerkschaftskomitees der streikenden Öl-Arbeiter von Ozenmunajgaz, Zhansaule Karabalajewa. Die Kollegen sind der festen Überzeugung, dass es politische Morde sind, ausgehend von der Leitung der Firma. Sie halten das für Versuche, sie einzuschüchtern. Mehrere erhielten per SMS Drohungen, dass ihre Verwandten mit Vergeltungsmaßnahmen zu rechnen hätten.
Empört sind die Arbeiter auch darüber, dass der Präsident Nursultan Nasarbajew und sein Schwiegersohn Timur Kulinbajew ihrer Aufforderung, zu ihnen zu kommen und ihnen Recht zu verschaffen, nicht gefolgt sind. Timur Kulinbajew hat sich an den Reichtümern des Landes ungeheuer bereichert. Ihm gehören 60 Prozent der Wirtschaft Kasachstans. Zu Tausenden treten die Kollegen inzwischen aus der Regierungspartei Nur Otan aus.
Die Solidarität im Land entwickelt sich. Ein Organisator einer Solidaritätskundgebung wurde verhaftet und zu zehn Tagen Arrest verurteilt. Der bekannte und beliebte Rapper Takezhan, bisher nie politisch hervorgetreten, schließt sich der Solidarität an. Er erklärte, dass er die Gage für sein Konzert am 26. August den Streikenden spendet und das Konzert der Solidarität ihnen widmet. Auch internationale Solidarität ist nötig.     

Protest- und Solidaritätsbriefe an:
• Akin der Stadt Zhenaozen, Herrn Babakhanov, Fax: 007 72934 3150
• Präsident der Republik Kasachstan, bât. „Akorda“, rive gauche de l’Ichim, Astana, Kazakhstan.
• Botschaft von Kasachstan in Deutschland: kasger@ndh.net
• Kopie an redaktion@rf-news.de zur Weiterleitung an Gewerkschafter in Kasachstan