Opel Bochum: „Geschäftsleitung hat panische Angst“

Am letzten Montag gab es eine kämpferische Betriebsversammlung bei Opel in Bochum, bei der die Erpressung aufs Korn genommen wurde, dass es zu betriebsbedingten Kündigungen kommt, wenn nicht 600 Kolleginnen und Kollegen „freiwillig“ gehen. Selbstbewusst wurde zum Ausdruck gebracht, dass Opel nicht aus Barmherzigkeit jetzt bestimmte Zugeständnisse macht wie die zeitliche Streckung der Schließung des Getriebewerks, sondern aus Angst vor einem neuen Kampf der Bochumer Belegschaft. Die „Rote Fahne“ sprach mit einem Vertrauensmann bei Opel.

Welche Fragen müssen jetzt hauptsächlich geklärt werden, um die Machtprobe mit Opel erfolgreich auszutragen?

Die Geschäftsleitung und die Betriebsratsspitze orientieren darauf, dass jeder für sich überlegt und entscheidet, was er macht. Wir stehen aber alle vor den gleichen Problemen und können sie nur gemeinsam und organisiert erfolgreich lösen. Wenn man jetzt eine Abfindung nimmt, kann man vielleicht kurzfristig dem brutalen Druck, dem Mobbing und Psychoterror entgehen. Vielleicht findet man auch einen neuen Job, aber zu welchen Bedingungen, mit welchen Rechten? Und wie wird dort der gewerkschaftliche Organisationsgrad sein? Und das Entscheidende ist, die Arbeitsplätze bei Opel fehlen für die Zukunft. Das können wir nicht zulassen.
Zu dem Argument der Betriebsratsspitze, es gäbe keine Solidarität aus den anderen Werken, ist Folgendes interessant. Auf der letzten Pausenversammlung waren erstmals auch Kollegen aus Kaiserslautern und Rüsselsheim dabei, die nach Bochum zum Arbeiten geschickt wurden. Sie waren genauso empört, wie wir hier weichgekocht werden sollen, unseren Arbeitsplatz herzugeben. Sie erzählten, wie aus der selben Abteilung, in der sie in Bochum arbeiten, Kollegen nach Rüsselsheim geschickt wurden. Durch den Austausch mit Kollegen aus den anderen Werken fliegen jetzt auch die Lügen auf, die man uns erzählt hat, von wegen in Rüsselsheim sei eine andere Welt, da fließe noch Milch und Honig usw.
Natürlich gibt es auch das Argument: „Es ist alles zu spät, da kannst du nichts mehr machen.“ Tatsächlich wurde aber gerade in den letzten Tagen deutlich, welche panische Angst die Werksleitung eigentlich hat, dass ihre Taktik nicht aufgeht: Anwesenheit des Produktionsleiters und des Werksschutzes bei der Pausenversammlung, Schönreden der Erpressung auf der Betriebsversammlung, Entlassungsbriefe drei Tage vor den Werksferien, damit es ja nicht zum Kampf kommt.
All das ist auch Thema auf den Pausenversammlungen, wo wir die Kräfte sammeln, unser Selbstvertrauen aufbauen und unsere Stärke spüren.
Ganz wichtig ist das Verhältnis zur MLPD. Sie hilft uns, die Schwächen der Geschäftsleitung zu erkennen, hinter die Kulissen des Kapitalismus zu blicken. Sie fördert den Zusammenschluss und die Organisiertheit der Kollegen sowie die Diskussion über eine gesellschaftliche Alternative zum Kapitalismus.

Unmittelbar nach der Unterschrift unter die Vereinbarung der „Einigungsstelle“ kamen in den Medien Meldungen, dass GM angeblich den Verkauf des Opel-Konzerns plant. Wie wird darüber diskutiert?

Die Masse der Kollegen sagt: Die wollen unbedingt, dass wir unterschreiben, aber gleichzeitig will Opel der Konfrontation aus dem Wege gehen. Das ist sicher mit ein Grund für solche Meldungen. Natürlich kann man den Verkauf auch nicht ausschließen. Hier hat aber ein Verarbeitungsprozess unter den Kollegen stattgefunden, nachdem schon einmal die Verkaufsdiskussion so hochkochte. Es gab so viele Versprechungen und Lügen, zum Beispiel, dass es Staatsbürgschaften gibt – oder zu dem Vertrag mit Magna, der ja dann geplatzt ist. Da sind die Leute jetzt sehr misstrauisch. Ein wachsender Teil der Kolleginnen und Kollegen will sich dadurch nicht mehr verwirren und spalten lassen.

Vielen Dank für das Gespräch!