Geht nur Pest oder Cholera – Atomstrom oder Klimakiller?
Demagogisch wollen uns Regierung und Monopole vor die Wahl stellen: Entweder Atomkraftwerke oder Fortsetzung der klimazerstörenden Verbrennung von Kohle, Öl und Gas.
Freundlich unterstützt werden sie dabei zum Beispiel vom Vorsitzenden der Industriegewerkschaft Bergbau-Chemie-Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis. In bester „Co-Manager-Manier“ wirbt er wider besseren Wissens für die Kohleverstromung als neue „Brückentechnologie“.
Horrorszenarien werden aufgebaut für den Fall der sofortigen Stilllegung aller AKWs. Dann müsse man Atomstrom importieren, rufen die einen. Neue Kohlekraftwerke, fordern die anderen.
Aber Kohlekraftwerk oder andere fossile Verbrennung sind keine Alternative. Sie verbreiten Ultragifte wie Dioxin und Schwermetalle übers Land. Sie tragen mit dem bei der Verbrennung entstehenden CO2 maßgeblich zur sich entwickelnden Klimakatastrophe bei.
Fakt ist, die AKWs können sofort abgeschaltet werden! Übergangsweise muss allerdings weiterhin die Grundversorgung durch die Verbrennung fossiler Energieträger mit abgedeckt werden. Fakt ist aber,Ausbau oder gar Neubau fossiler Verbrennungskraftwerke ist dafür absolut unnötig!
1. Längst widerlegt ist die von sämtlichen Bundesregierungen der letzten 50 Jahre verbreitete Lüge, „ohne die AKWs gehe das Licht aus“. Über Nacht konnten jetzt sieben Atomkraftwerke vom Netz gehen, ohne dass irgendwo eine Glühlampe flackerte. Bereits im Extrem-Sommer 2003 und auch in 2007 wurden fast alle AKWs – teilweise über mehrere Monate – ohne Probleme vom Netz genommen.
2. Deutschland hat Energie-Überkapazitäten. So lag 2009 die Stromerzeugungskapazität bei insgesamt 152,9 Gigawatt (GW). Der Anteil der AKWs daran ist nur 21,5 GW. Die Grundlast, die ständig zur Verfügung stehen muss, beträgt 40 GW und ging in der Spitze bis 80 GW. Fossile Verbrennung steuert 2009 Kapazitäten von 79,7GW bei und erneuerbare bereits 46,9 GW.10 Die vorhandenen Kapazitäten reichen auch ohne AKWs!
3. Christoph Mauerer, Geschäftsführer des Unternehmensberaters Consentec, deckt dankenswert offen auf: „Schon bei der Diskussion über die Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke ging es nie um physische Stromknappheit, sondern immer um Wirtschaftlichkeit.“11 Die Kosten werden vor allem auf die kleinen Verbraucher abgewälzt. Private Stromkunden zahlen heute schon mehr als das Doppelte. Für die Konzerne werden nur 11,08 Cent pro Kilowattstunde berechnet.12
4. Verfügbare erneuerbare Energien werden nicht genutzt. So werden z. B. in Schleswig-Holstein regelmäßig die Windparks abgeschaltet, damit Kohle- und Atomkraftwerke weiter auf Volllast fahren können. Allein die 2010 bundesweit neu gebauten Solarstromanlagen haben laut Bund der Energieverbraucher eine Kapazität, die der der aktuell abgeschalteten AKWs entspricht.13
5. Die Regierung senkt das Entgelt für Solarstromeinspeisung aus privaten Solaranlagen um 40 Prozent.14 So sehr liegen die erneuerbaren Energien Merkel,Westerwelle und Röttgen am Herzen!
6. Alleine Norwegen könnte mit seinem aus Wasserkraft produzierten Strom 60 europäische Atomkraftwerke ersetzen. Die Einspeisung nach Deutschland wird jedoch durch die 2007 erlassene Kraftnetzanschlussverordnung (KraftNAV) verhindert.15 Danach dürfen ausschließlich Kraftwerke ständig Strom in das deutsche Netz einspeisen, nicht aber Seekabel aus anderen Ländern. Bis heute sieht die Bundesregierung hier ausdrücklich keinen Änderungsbedarf!
Die fossile Verbrennung kann und muss zielstrebig und fortlaufend bis zum Jahr 2030 auf Null zurückgefahren werden. Nicht Atomstrom oder Klimakiller sind die Alternativen! Sondern die Durchsetzung der sofortigen
und vollständigen Ausnutzung aller vorhandenen Möglichkeiten und Kapazitäten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und ihr forcierter Ausbau in Europa und weltweit!
10 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
11 „Die Welt“, 15. 3. 2011
12 VAA Magazin Dezember 2010
13 bild.de, 25. 3. 2011
14 „Darmstädter Echo“, 19. 7. 2010
15 REPORT Mainz