„Die Dortmunder Erklärung wurde interessiert und gründlich gelesen“
Stuttgart (Korrespondenz): Nach einer Demonstration durch die Stuttgarter Innenstadt versammelten sich am 26. März rund 12.500 Angestellte und Beamte von Bund und Kommunen auf dem Stuttgarter Marktplatz, um ihrer Forderung nach 6,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 200 Euro mehr im Monat teilweise lautstark Nachdruck zu verleihen. Aus vielen Teilen Baden-Württemberg waren die Demonstrationsteilnehmer angereist, unter ihnen auch Beschäftigte der Diakonie, die sich mit der Losung „Gott streikt mit uns“ über ihr Streikverbot hinwegsetzten.
In seiner Rede hielt der Ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske an der gewerkschaftlichen Lohnforderung fest und forderte eine andere Steuerpolitik zugunsten der Kommunen, statt nur für „Rettungsschirme“ der Banken. Für ein Scheitern der Tarifgespräche in dieser Woche stellte er unbefristete Streiks in Aussicht. Großer Beifall bestätigte, dass er den Nerv der Demonstranten getroffen hatte. Das bestätigten auch Gespräche mit einer großen Anzahl von Zuhörern.
Da kam der Verkauf der aktuellen „Rote Fahne“ mit dem Titel „Offensiv gegen Lohnraub und Arbeitsplatzvernichtung“ genau richtig. Zur Unterschriftensammlung für die „Dortmunder Erklärung“ berichtete eine Sammlerin:
„Die Erklärung wurde interessiert und gründlich gelesen. Vor allem der Gedanke, für die aufgestellten Forderungen die ganze gewerkschaftliche Kampfkraft einzusetzen und gemeinsam mit den Metallern zu kämpfen, stieß auf Zustimmung. Schnell kam man zur Kritik am ganzen kapitalistischen System und dass deshalb in den Gewerkschaften offen über die Alternative des echten Sozialismus diskutiert werden muss.“
Auch der internationale Zusammenhang zu den Massenkämpfen in ganz Europa war ein wichtiges Thema. Eine junge Uni-Beschäftigte aus Athen zerpflückte in ihrer Rede auf der Kundgebung die verschiedenen Spaltungsmythen gegen „die Griechen“. Sie rief: „Wir retten uns gerade vor unseren ,Rettern’. Wir wollen kein Geld aus dem ,Rettungsfonds’. Die beste Unterstützung für uns ist, wenn ihr in Deutschland ebenfalls gegen diese Politik kämpft. Wir müssen europaweit gemeinsam gegen das internationale Kapital kämpfen.“