Aufzeichnung des Live Chat mit Gabi Gärtner am 16.9.2009

Hier können Sie den Live Chat mit Gabi Gärtner am 16.9.2009 nochmal nachlesen.

Gabriele Gärtner17:24:59GabiGaertner :Hallo und herzlich willkommen! Ab 17.54 Uhr, nach dem Wahlwerbespot bei ARD, stehe ich Ihnen für Fragen, Meinungsaustausch, Hinweise und Kritiken zur Verfügung.

17:54:10GabiGaertner :Der Wahlspot läuft! Gleich kann es losgehen!

17:57:51GeorgSH :Hallo Gabi Gärtner! An der MLPD bewundere ich am meisten, das sie trotz heftigsten Gegenwinds ihrer Feinde ihre klaren und zukunftsweisenden sozialistischen Ziele hochhält und verteidigt. Als Marxist-Leninist wird man ja von den Herrschenden zum Staatsfeind Nr. 1 in Deutschland gestempelt. Sicherlich erhält die MLPD immer mehr Zustimmung unter den Leuten, viele Leute schrecken aber noch vor diesem staatlich getragenen antikommunistischen Gegenwind zurück. Dazu kommen die üblen Verleumdungen gegen Stalin und Mao, die die Leute vom Kommunismus abschrecken sollen. Lenin hatte recht, als er in etwa sinngemäß sagte, es ist am schwersten Revolutionär in einer nichtrevolutionären Situation zu sein. Wie will die MLPD perspektivisch die relative Isolierung durchbrechen und immer mehr unerschrockene Kämpfer ausbilden?

18:09:09GabiGaertner :zu GeorgSH: Es ist richtig, dass es diesen Gegenwind gibt, gleichzeitig bringt uns natürlich die Tatsache, dass wir keine Opportunisten sind auch einigen Respekt. Wir merken gerade in diesem Wahlkampf auch, dass die Wirkung des Antikommunismus unter den Massen an Wirkung verliert. Gleichzeitig verstärken die Herrschenden in diesem Wahlkampf die Isolierung z.B. durch einen weitgehend durchgesetzten Wahlboykott. Wir arbeiten an der Durchbrechung der relativen Isolierung durch unsere systematische Kleinarbeit. In diesem Wahlkampf gilt allerings, dass wir besondere Maßnahmen ergreifen, uns an die Masse der Leute zu wenden mit unserer Wahlzeitung, Plakaten, 100ten Kundegebungen die wir in den letzten Wochen durchgeführt haben usw. Natürlich können wir die Maßnahmen der Herrschenden, die ja immerhin auch die Macht über den gesamten Medienapprat usw. haben, auch nicht einfach außer Kraft setzten. Wir sind aber der festen Überzeugung, dass die Leute ihre Erfahrungen machen, und das wir letztendlich durch unser Festhalten an der Kleinarbeit, dem revolutionären Weg, dem festen Vertrauen auf die Massen auch Erfolg haben werden. Im Endspurt in diesem Wahlkampf drückt sich das dadurch aus, wirklich um jede Stimme zu kämpfen.

18:03:34Schnellinger09 :Guten Abend... Ich habe eben Ihren Spot gesehen und frage mich, wie Sie unsere Probleme in Bezug auf die Wirtschaftskrise lösen wollen

18:05:06Schnellinger09 :War meine Frage nicht regelkonform?

18:05:23GabiGaertner :Die Frage war vollkommen ok. Ich will mir nur Zeit nehmen die Fragen auch gründlich zu beantworten. Das kann dann auch mal ein paar Minuten dauern.

18:07:22Schnellinger09 :Ok, dann werde ich mich in Geduld üben

18:08:34GabiGaertner :zu Schnellinger09: Die MLPD ist der Meinung, dass in der Frage der Wirtschaftskrise das Verursacherprinzip gelten muss. Banken und Konzerne sollen die Krisenlasten selbst tragen. Gleichzeitig hat eine derart tiefe Wirtschaftskrise immer tiefgreifende Auswirkungen auf die Lebenslage der Arbeiterklasse und die gesamte Gesellschaft. Solche Krisen sind im Kapitalismus gesetzmäßig und wer sie endgültig beseitigen will, muss den Kapitalismus beseitigen. Die MLPD organisiert den Kampf der Arbeiterklasse gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf ihrem Rücken und wirbt für den echten Sozialismus als grundsätzlichen Ausweg.

18:05:40HansKlaus :Wer tritt für die MLPD als Bundeskanzler bzw. Genossenkanzler an?

18:06:57GabiGaertner :Wir haben keinen Bundeskanzlerkandidaten und treten zur dieser Wahl nicht mit Ziel an Posten wie das Bundeskanzleramt zu besetzen.

18:08:25DonaldDuck :Sehr guter Spot - ich hoffe diese Wahl geht mal ein Ruck durch das Land ...

18:08:42bjelka :Hallo Frau Gärtner! Vielen Dank, daß Sie sich für ein Ende der unhaltbaren Zustände in diesm Kapitalismus einsetzen. Ist es aber nicht effektiver, um zu erreichen, daß Hartz IV abgeschafft wird, und die Bundeswehr aus dem Ausland abgezogen wird und parlamentarische Kotrollrechte effektiv eingesetzt werden durch Anfragen, die LINKE zu wählen? mfg Bjelka Kröger

18:27:08GabiGaertner :zu bjelka: Wir sind nicht der Meinung, dass eine Partei, die grundlegend doch den Kapitalismus - wenn auch reformiert - aufrechterhalten will, dazu beitragen kann, grundlegende gesellschaftliche Probleme zu lösen. Man muss sich nur den Weg der Grünen anschauen - wohin es führt, wenn man einmal den Weg durch die Institutionen und durch die Mühlen des bürgerlichen Parlamatnarismus gegangen ist. Die Aussöhnung mit dem Kapitalismus und seinen Gesetzmäßigkeiten muss letztlich auch zur Unterordnung unter den Kapitalismus und damit die Aufgabe der Interessen der Arbeiter und breiten Massen führen. Das heißt natürlich nicht, dass wir ablehnen oder ausschließen zusammen mit der Linkspartei z.B. gegen Hartz IV zu kämpfen. Wo nur möglich fördern und organisieren wir dies auch in der Praxis. In einer Situation in der die Suche nach einer gesellschaftlichen Alternative und Offenheit für den echten Sozialismus wächst, hat eine Partei wie die Linkspartei, die als linksreformistische Variante der Sozialdemokratie enorm hoch gejubelt wird, objektiv die Funktion die Leute vom Kampf um eine andere Gesellschaft abzuhalten.

18:10:06uniteandfight :Ein paar Infos zur Bundestagswahl und der MLPD: Man kann jeden Tag die MLPD auf www.onlinewahlen.com wählen. Heute ca. um 19:00 Uhr: Monika Kuske aus Magdeburg bei "MDR Aktuell" bei einem Beitrag.

18:11:04MartinD :In den oben gennannten Zusammenhang würde mich interessieren, wie Sie zu den Thesen Milton Friedmanns, Adam Smith und John Keyns stehen!

18:44:59GabiGaertner :zu MartinD: Adam Smith und John Keynes stehen für die Illusion, dass Wirtschaftskrisen im Rahmen des Kapitalismus lösbar oder gar überwindbar wären. Die Umverteilung im Kapitalismus z.B. durch höhere Löhne oder gar durch den freien Wettbewerb (Smith) kann das Problem nicht lösen. Auch ein sogenanntes antizyklisches Eingreifen des Staates ändert nichts am Grundwiderspruch des Kapitalismus zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung. Der Widerspruch zwischen Überproduktion von Kapital und Unterkonsumtion der Massen werden sich im Kapitalismus immer wieder zu gewaltigen Krisen verschärfen. Je mehr Reichtum die Arbeiter schaffen, desto stärker wird er ihnen vorenthalten. Wir halten es deshalb mit Karl Marx, der davon ausging, dass Wirtschaftskrisen erst mit der Überwindung des Kapitalismus abgeschafft werden können. In ihrer ideologisch-politischen Linie spricht die MLPD von einem Keynes-Kult, der eine richtige Dunstglocke dessen falscher und verwirrender Lehrsätze verbreitet, um die wirklichen Erscheinungen des staatsmonopolistischen Kapitalismus zu vertuschen. (Der Staatsmonopolistische Kapitalismus in der BRD, Bd. II, S. 347) Interessant ist übrigens, was der Nobelpreisträger für Ökonomie aus den USA, Joseph Stiglitz 2006 über Keynes sagte: Dieser habe "mehr zur Rettung des kapitalistischen Systems beigetragen, als alle Verfechter des freien Marktes zusammen." Ohne ihn wäre "die Forderung nach einer Alternative zum Kapitalismus noch stärker geworden."

18:18:25robert :Wie stehen Sie zum Thema "Zensur im Internet"? Haben Sie einen Internetbeauftragten?

18:27:13GabiGaertner :zu robert: Wir sind durchaus dafür das man Kinderpornografie oder faschischtischen Webseiten auch technisch etwas entgegensetzt und diese Inhalte im Internet blockiert. Grundsätzlich gegen sind wir gegen eine Zensur wie in China, wo demokratische und regierungkritische Inhalte unterdrückt werden. Auch in Deutschland müssen wir den Kampf darum führen, dass die Internetblockade nicht auf solche Webseiten ausgeweitet wird. Man muss davon ausgehen, dass Innenminster Schäuble mit seiner kriminalisierung, vorbereitet dass man auch revolutiönöre und klassenkämpfische Webseite blockieren kann. Einen Internetbeauftragten haben wir nicht, aber eine Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit die sich um unsere Internetauftritte kümmert.

18:23:03HelterSkelter69 :Hallo! ... ich komme aus Sachsen-Anhalt. Wie will die MLDP den Osten Deutschlands vom Sozialismus überzeugen? Wir kämpfen 20 Jahre nach Ende der "ersten Runde" noch mit den Folgen ?

18:23:09Schnellinger09 :Hat nicht das schlechte Beispiel der DDR gezeigt, dass man den Sozialismus nicht durchsetzen kann? In der Theorie hört sich das alles wunderbar an, aber die Praxis lehrt uns doch das Gegenteil.

18:41:36Schnellinger09 :Keine Antwort auf die Fragen von HelterSkelter69 und mir?

18:42:53GabiGaertner :Bin grade dabei. Ich versuche nur alle Fragen auch wirklich Gründlich zu beantworten.

18:48:20GabiGaertner :zu HelterSkelter69 und Schnellinger09: Die MLPD hat weitgehende Schlussfolgerungen aus dem Verrat am Sozialismus in der ehemaligen Sowjetunion, DDR und auch den anderen ehemaligen sozialistischen Ländern, gezogen. Die Folgen, mit denen ihr zu kämpfen habt, sind keine des Sozialismus. Was in der DDR gescheitert ist, war nicht der Sozialismus, sondern ein bürokratischer Kapitalismus. Die MLPD ist in ganz Deutschland und damit auch in den "neuen Bundesländern" vertreten. Wir machen in unserer täglichen Arbeit die Erfahrung, dass die Idee des Sozialismus lebt, aber natürlich auch eine Verarbeitung der Erafhrungen nötig ist. Für einen neuen Aufschwung im Kampf um den Sozialismus sind deshalb die Errungenschaften des sozialistischen Aufbaus, aber auch Schlussfolgerungen aus seinen Verrat notwendig. Wir haben die Erfahrung, dass das gerade für die Leute, die in Ländern leb(t)en, die sich sozialistisch nannten, besonders wichtig ist und sie dazu auch einen guten Beitrag leisten können. Vor allem auch vor den Hintergrund, dass manche Illusion in den "goldenen Westen" wie eine Seifenblase zerplatzt ist. Wir wollen fördern, dass noch mehr den Mut fassen, sich an diesem Prozess zu beteiligen - denn nötig ist eine gesellschaftliche Alternative allemal.

18:36:50Wendelin :Der Wahlspot ist sehr gut, wie kann erreicht werden, dass sich mehr Menschen für den Marxismus interessieren und für die sozialistische Alternative entscheiden?

18:37:35GabiGaertner :Zu Wendelin: Vielen Dank für das Lob zum Wahlspot. Mehr Menschen für den Marxismus zu intessieren, dafür steht unserer ganzer Wahlkampf und dafür kämpfen wir auch wenn keine Wahlen sind. Das wird uns aber auch nicht gerade leicht gemacht. So werden wir von der Presse systematisch unterdrückt. Zur Bundestagswahl werden z.B. nur 4 Wahlspots von uns gesendet. Um Leute für den Sozialismus zu interesieren brauchen wir natürlich auch immer mehr Mitstreiter? Wie wärs mit Ihnen?

18:38:22petermueller :Was halten sie von der LinksPartei?

18:40:36GabiGaertner :Zu petermueller: Siehe Antwort um 18:27:08 Uhr

18:43:29petermueller :Wie wollen sie die Staatsverschuldung senken?

18:51:06GabiGaertner :zu petermueller: Die Werte, die die Arbeiterklasse und die Werktätigen Jahr für Jahr schaffen, wachsen. Noch nie war das Bruttoinlandsprodukt so hoch wie 2008. Die Frage ist, was mit diesen Werten passiert? Der Staat führt als Dienstleister internationaler Monopole eine gigantische Umverteilung des Volksvermögens durch.

18:47:46ECKY :Was meint die MLPD zu dem Mord in München von jugentlichen in der U-bahn???

18:57:46GabiGaertner :zu ECKY: Vorgänge wie in München sind Ausdruck einer extrem menschenverachtenden Denkweise, die durch nichts zu rechtfertigen ist. Allerdings ist das auch Ausdruck einer Erziehung der Jugend in dieser Gesellschaft. Sie fördert allein Egoismus und Ellenbogenmenthalität bis zum Exzess.

18:47:46uniteandfight :@ HelterSkelter69: Hallo! Falls du ein Jugendlicher bist, mach doch mit in unserem Jugendverband REBELL. Ich komme aus Magdeburg. Wenn du dich über unsere Arbeit vor Ort informieren willst, besuch unsere Seite. http://www.rebell-magdeburg.de

18:48:20Gnutz :Liebe Frau Gärtner, wie wollen Sie die Perspektivlosigkeit der Jugend konkret bekämpfen? Eine Zwangs-Lehrlingsaufnahme ist doch schwer durchsetzbar, oder?

18:58:24GabiGaertner :Zu Gnutz: Wir sind nicht für eine "Zwangs-Lehrlingsaufnahme", sondern für eine Ausbildungsquote von 10% in der Großindustrie und die unbefristete Übernahme der Azubis entsprechend ihrer Ausbildung. Wir haben nicht die Illusion, dass dies per gesetztlicher Verordnung, sondern nur im Kampf und auf Kosten der Profite der Großindustrie durchgesetzt werden muss. In unserer Arbeit in Betrieb und Gewerkschaft fördern wir diesen Kampf, er in den letzten Jahren ja auch eindrucksvoll z.B. bei Opel in Bochum oder bei Bosch in Reutlingen stattgefunden hat.

18:58:48robert :Gibt es denn schon eine erfolgreiche Umsetzung Ihrer Ideen in anderen Ländern oder Epochen?

19:01:40GabiGaertner :zu robert: Der Sozialismus hat in verschiedenen Ländern über Jahrzehnte seine Überlegenheit gegenüber dem Kapitalismus bewiesen. Der erste Versuch mit der Pariser Kommune 1871 wurde nach wenigen Wochen blutig erstickt. Die Oktoberrevolution 1917 erkämpfte in Russland den Sozialismus, der darauf hin fast 40 Jahre der Arbeiterklasse und den Werktätigen der ganzen Welt ein leuchtendes Vorbild war. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es hoffnungsvolle sozialistische Entwicklungen in rund einem Sechstel der Erde. Bis zur Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion ausgehend vom XX. Parteitag machte der Sozialismus gewaltige Fortschritte. Russland wurde vom Entwicklungsland zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht, kannte keine Wirtschaftskrisen und sicherte seiner Bevölkerung einen nie gekannten Wohlstand. Inzwischen gibt es allerdings kein sozialistisches Land mehr. Die MLPD hat daraus umfassende Schlussfolgerungen gezogen: s. Antwort an HelterSkelter69.

18:59:56Willim :Wie bzw. mit welchen Mitteln stellst du dir dir Revolution vor?

19:01:57Ireneusz :Guten Tag können Sie mich bitte Aufklären, warum oder wenn ja mit welcher Partei die Mlpd zusammen arbeitet? Was hat die MLPD vor um in den Bundestag zu gelangen?

19:05:14GabiGaertner :zu Ireneusz: Zunächst einmal unterscheidet sich die revolutionäre  MLPD grundsätzlich von allen bürgerlichen Parteien. An der Sache wie im antifaschistischen Kampf arbeiten wir mit Mitgliedern aller demokratischer Parteien zusammen. Bei uns in Solingen z.B. haben wir gemeinsam mit Mitgliedern der SPD, über kirchliche Gruppen bis zur MLPD mit Blockaden und Aktionen erreicht, dass die NPD sich in Solingen nicht aufbauen konnte und ihre Kandidatur zur Kommunalwahl wieder zurückgezogen hat.

19:10:14GabiGaertner : Leider ist die geplante Stunde für den Live-Chat schon weit überschritten... Es hat mir viel Spaß ihre Fragen zu beantworten, aber am nächsten Samstag um 19:20 Uhr steht ihnen unser Parteivorsitzender Stefan Engel Rede und Antwort. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. Herzliche Grüße, Gabi Gärtner